Freitag, 29. Dezember 2017

UNTERNESSA Op.355 von 1912!

Im Historischem Gehäuse präsentiert sich das Instrument der Firma Rühlmann aus dem Jahr 1912 in Unternessa, einem kleinen Dorf bei Weissenfels.
Die Kirche ist durch eine Doppelemporenanlage nicht sehr hallig weshalb eine eher trockene Akkustik entsteht, aber die runden Flöten und die Streicher legen sich wie ein gewaltiger Klangteppich in der Kirche aus. Die Superoktavkoppel bringt zusätzlich noch gewisse Reize der leiseren Register auf dem 2.Manual zur Geltung. Das 2.te Manual steht leider hier im "Orgelfuß" im im unteren Inneren des Instrumentes und strahlt deshalb nicht ganz so eine Gravität aus.
Pfeifen des 2ten Manuales im unteren Gehäuseteil der Orgel
Dafür ist das Pedal mit Subbaß 16' und Principalbaß 8' auf der Höhe der Hauptwerkslade und entwickelt im Raum sonore Kraft, aber auch runden warmen Klang zu den zarten Solostimmen. Eine rundum schöne Orgel vom zartesten pianissimo bis zum gravitätischem Gesamtklang alles dabei hat.
leider nur 12 Register-aber wie bekannt-was man aus denen alles rausholen kann und die Verteilung dieser, ist eine Kunst und kann nicht an Bauformen und Mensuren allein festgemacht werden.
Detail Spieltisch -klassisch in Rühlmann Standard

Montag, 11. Dezember 2017

OBERGREISSLAU Op.310 von 1909!!

Wir presentieren wieder eine der kleinsten Rühlmann Orgeln Op.310 aus 1909 in Obergreißlau bei Weissenfels.
Obergreißlau, opus 310 - 1909
Auf einem Manual erstaunlich abgerundet von einer zartschmelzenden Hohlflöte8' und eines Gedackt8' wird das ruhigere ergänzt mit einem fülligen Principal 8' (Mensur 1-"für eine kleine Kirche") dieser kommt sehr jungendlich flötig daher, dazu gesellt sich die Oktave 4' welche nicht überschreit und zum Principal etwas zarter ist. Das Ganze wird getoppt durch die Rauschquinte 2 2/3' & 2' (ausgeprägte Quinten) die dem ganzen einen feierlichen runden Gesamtklang gibt ohne etwa schrill zu wirken. Der Subbaß 16' gibt sanfte Fülle und ein Bassfundament egal bei welcher Registerkombination. Das Ganze Orgelwerk steht auf pneumatischen Registerkanzellen System Rühlmann, absolut ausgeglichener Wind, präcise Pneumatik in der Spieltraktur und der in den Abmaßen ausgewogene RühlmannSpieltisch  halten auch hier bei aller Kleinheit des Instrumentes den Spieler fest in ihrem Bann.
Spieltisch in Obergreißlau
Die Intonation stammt von Georg Eule (1905-1913 bei Rühlmann). Das Gehäuse ist sehr ungewöhnlich und ein produktives Beispiel des Jugendstils/Eklektizismus aus der Erbauungszeit. Es wirkt auf viele wie eine Orgel im "Schuhkarton" aber das sollte man einmal mit anderen Augen betrachten: Teile der Oktave 2' im Prospekt, der rest ist durchbrochen mit Schallgittern. Eine Form die Denkmalstatus haben sollte und wirklich ein Kind dieser Zeit ist. Wer vermutet in diesem kleinen Instrument einen fetten Principal 8'.
Schallgitter links und rechts neben den 2' Pfeifen der Oktave 4'
Das kleine Instrument wurde von OSV Christoph Nötzel und Studenten der EHK Halle  in einem Orgelbauprojekt wieder hergerichtet. Ein kleines Beispiel zeitgenössischen mitteldeutschen Orgelbaues um 1910.